Plädoyer für Sonderschulen

Am 14.06.2014 erschien in der Südwest Presse ein interessanter Artikel zum Thema Sonderschulen. Dieser Artikel ist lesenswert! Die Autoren weisen ausdrücklich darauf hin, dass man in der zum Teil überhitzten Diskussion um Inklusion der Bildungslandschaft nicht Gutes tut, wenn man nun voreilig Sonderschulen abschafft.

2014-06-14 SWP Plädoyer für Sonderschulen

Quelle: Südwest Presse vom 14. Juni 2014

 

Plädoyer für Sonderschulen

In Deutschland wächst der Anteil der Schüler, die eine sonderpädagogische Förderung brauchen. Bund und Länder reagieren nun darauf.

An Deutschlands Schulen werden 493 000 lernschwache oder behinderte Kinder und Jugendliche unterrichtet. Das geht aus dem gestern veröffentlichten „Bildungsbericht 2014“ hervor. Ihr Anteil an der Gesamtschülerzahl stieg seit dem Schuljahr 2000/2001 von 5,3 auf 6,6 Prozent. Drei Fünftel von ihnen besuchten im Schuljahr 2012/2013 eine Förderschule, rund zwei Fünftel allgemeinbildende Schulen. Auffällig ist, dass der Anteil der Kinder mit Förderbedarf, die gemeinsam mit anderen Schülern unterrichtet werden, nach der Grundschule deutlich sinkt.

Die Integration lernschwacher und behinderter Schüler stellt das Bildungswesen laut Bericht in den kommenden Jahren vor große Herausforderungen. Die Autoren warnen davor, voreilig eine Schließung von Förderschulen anzustreben.

In Baden-Württemberg besuchen derzeit 50 000 behinderte Kinder 600 Sonderschulen. 480 Schüler erhalten sonderpädagogische Unterstützung an Gymnasien. Rund 3000 behinderte Schüler werden in über 500 Außenklassen an den allgemeinbildenden Schulen unterrichtet. Kultusminister Andreas Stoch (SPD) hatte, gestützt auf die Erfahrung in den Modellregionen, im April mit Lehrerbedarfsrechnungen zur Inklusion für Aufregung in der grün-roten Koalition gesorgt. Danach wären für den gemeinsamen Unterricht in den nächsten Jahren 4000 Lehrerstellen nötig. Die Grünen halten die Zahl für zu hoch. In jedem Fall soll es ein Elternwahlrecht geben, sodass neben der sonderpädagogischen Förderung an den Regelschulen weiterhin leistungsfähige Strukturen an den Sonderschulen erhalten werden müssen.

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Sylvia Löhrmann (Grüne), bekannten sich zu ihrer Verantwortung für weitere Fortschritte bei der Inklusion. Wanka kündigte für 2015 ein Forschungsförderungsprogramm an, in dem die Herausforderungen genauer untersucht werden sollen. Löhrmann erklärte, die Kultusministerkonferenz habe sich darauf verständigt, dass künftig alle Lehramtsstudenten während ihrer Ausbildung ein „Basismodul Inklusion“ absolvieren müssten.